Wer braucht mal richtig was zu lachen? Nach einem Jahr Pandemie – wer braucht das nicht?
Vielleicht ein Zeichen dafür, dass sich die Verbraucher nach den guten alten Zeiten sehnen, schauen sie sich buchstäblich Serien wie „Good Times“ an. Es stimmt, die wachsende Fülle an Medienangeboten hilft Menschen im ganzen Land dabei, etwas zu finden, worüber sie lächeln können, wenn sie sich von den Nachrichten abwenden und wieder ein Glücksgefühl verspüren möchten. Und Comedy-Programme kommen ihnen dabei zu Hilfe.
Während das Comedy-Genre immer beliebt ist, zeigt sich beim Comedy-Fernsehen* im letzten Jahr ein Wiederaufleben nostalgischer Comedy-Programme, insbesondere von Shows mit vielfältigen Hauptdarstellern und Besetzungen. So verzeichnete beispielsweise die zwischen 1989 und 1998 produzierte Serie „Family Matters“ mit einer ausschließlich schwarzen Besetzung im vergangenen Jahr einen massiven Anstieg der Zuschauerzahlen im nationalen Fernsehen. Konkret sahen Menschen ab 2 Jahren im vergangenen Jahr fast 11,4 Milliarden Minuten der Sendung, fast 400 % mehr als 2019, als die Zuschauer nur 2,3 Milliarden Minuten sahen.
Während sich viele Amerikaner im Jahr 2020 auf ihre alten Lieblingskomödien konzentrierten, war es insgesamt kein besonders erfolgreiches Jahr für das Comedy-Genre. Tatsächlich sank die Zahl der Comedy-Zuschauer im Vergleich zu 2019 landesweit um 9 %. Da unsere Aufmerksamkeit vor allem auf COVID-19, rassistische Ungerechtigkeiten und die Präsidentschaftswahlen gerichtet war, ist dieser Rückgang nicht überraschend. Unsere Daten zeigen jedoch deutlich, dass das Publikum, wenn es eine Auszeit von der Realität brauchte, in die Vergangenheit reiste und sich bewährte Klassiker wie Friends, Family Matters, The Golden Girls und Two and a Half Men ansah , die zusammen mehr als 234 Milliarden Sehminuten im Laufe des Jahres ausmachten.
Trotz des Rückgangs der Sehminuten unterstreichen die 1,3 Billionen Minuten, die im letzten Jahr landesweit für Comedy-Sendungen im Fernsehen angesehen wurden, eine sehr wichtige Erkenntnis: Trotz einer Reihe von Lizenzvereinbarungen mit Streaming-Diensten sind beliebte Comedy-Sendungen für lokale und nationale Fernsehsender ebenso wichtig wie für Streaming-Plattformen. Die Serie „The Office“ beispielsweise, die Ende letzten Jahres für Schlagzeilen sorgte, als bekannt wurde, dass sie zu einer anderen Streaming-Plattform wechseln würde, erzielte 2020 sowohl im traditionellen Fernsehen als auch auf Netflix starke Zuschauerzahlen.
Die Zuschauerzahlen von „The Office“ im traditionellen Fernsehen und auf Netflix unterstreichen sowohl die enorme Attraktivität der Sendung als auch die Vielfalt des Fernsehverhaltens der Verbraucher. Wichtig ist, dass die Zuschauerzahlen der Sendung auf Netflix im letzten Jahr keinen negativen Einfluss auf die linearen Einschaltquoten hatten, da die Verbraucher die Sendung 2020 im traditionellen Fernsehen um 4 % länger sahen als 2019.
Die Beliebtheit von Nostalgie-Comedy-Programmen und ihre Verfügbarkeit auf mehreren Plattformen sind auch für andere Streaming-Plattformen ein gutes Zeichen, da die drei beliebtesten Comedy-Titel des Jahres 2020 (Friends, The Big Bang Theory und Two-and-a-Half Men) nicht mehr ausschließlich über traditionelle syndizierte TV-Programme verfügbar sind. Friends beispielsweise erzielte im vergangenen Jahr fast 97 Milliarden Minuten Zuschauerzeit im nationalen Fernsehen und war damit die meistgesehene Comedy-Serie des Jahres 2020. Da sie nun in den USA auf HBO Max und in Kanada, Australien und Großbritannien auf Netflix verfügbar ist, wird die Gesamtzuschauerzahl im Jahr 2021 das Publikum der Serie noch weiter vergrößern.
Die hohen Zuschauerzahlen beliebter syndizierter Programme auf verschiedenen Plattformen unterstreichen eine wichtige Erkenntnis: Wenn sie an mehr Orten verfügbar sind, steigt tatsächlich die Gesamtzuschauerzahl. Daher sollten Rundfunkanstalten mögliche Syndizierungsverträge nicht einfach deshalb scheuen, weil ein Programm möglicherweise auch anderswo verfügbar ist. Diese Ergänzungen würden wiederum auch den Werbekunden zugutekommen.
Es ist schwer vorstellbar, dass Verbraucher heutzutage kein Bedürfnis nach einem guten Lacher haben, aber regionale Daten zeigen, dass das Fernsehverhalten in Bezug auf Comedy-Sendungen von Markt zu Markt sehr unterschiedlich ist. So sah beispielsweise der Durchschnittsbürger in Pittsburgh im letzten Jahr jede Woche zwei Stunden und 25 Minuten Comedy-Sendungen, was deutlich über den 49 Minuten liegt, die Zuschauer in Salt Lake City jede Woche mit Comedy-Sendungen verbrachten. Auf Jahresbasis ist der Unterschied noch ausgeprägter: 126 Stunden pro Person gegenüber 43 Stunden.
Die Programmvorlieben sind ebenso vielfältig: Friends, Big Bang Theory und Two and a Half Men rangieren in 42 ausgewiesenen Marktgebieten (DMAs) unter den drei beliebtesten Comedy-Sendungen. Im Gegensatz zu den Zuschauern im Rest der USA wählen die Zuschauer in Greensboro-H.Point-W.Salem und in Raleigh-Durham hingegen die Andy Griffith Show zu ihrer Lieblingskomödie.
In Zeiten von Umbrüchen und Unsicherheit würden wohl nur wenige bestreiten, dass das Genre der Komödie eine willkommene Abwechslung ist. Umbrüche lassen die Zuschauer nach Bewährtem greifen, während Unsicherheit uns zur Wahrheit treibt. Und im Allgemeinen sind gute Komödien zeitlos, wie die bemerkenswerten Zuschauerzahlen bei so unterschiedlichen Programmen wie „Golden Girls“, „George Lopez“, „Full House“ und „Hogan’s Heroes“ belegen. Nach einem Jahr der Isolation, in dem sich die Zukunft zwar aufhellt, aber immer noch ungewiss ist, und immer mehr nostalgische Programme ihren Weg auf neue Plattformen und Kanäle finden, besteht kaum ein Zweifel daran, dass die Zuschauerzahlen zusammen mit unseren Hoffnungen weiter steigen werden.
*Bezugsquellen und Methodik
Die in dieser Analyse berücksichtigten Comedy-Sendungen umfassen alle Programme, die unter die Genres Comedy-Varieté und Situationskomödie in NNTV (Nielsen National TV View) und NLTV (Local TV View) fallen. Alle Sendungen, die im Fernsehen, Kabelfernsehen und Syndication ausgestrahlt wurden, wurden für die Gesamtjahre 2019 und 2020 berücksichtigt. Die Zuschauerzahlen basieren ausschließlich auf traditionellen PUT-Werten (Live + Time-Shifting) auf dem Fernseher. Streaming oder das Ansehen über digitale Geräte sind ausgeschlossen. Die Gesamtminuten werden anhand der Gesamtdauer aller Ausstrahlungen und der geschätzten Zuschauerzahlen der Gesamtbevölkerung berechnet.



